Die eigentliche Geburtsstunde der Bühne fällt in den Oktober 1933, als der Studiendirektor Schubert eine Laienspielschar gründete und bald darauf das hochdeutsche Spiel „Eulenspiegels Ausfahrt" von Friedrich Lienhardt aufführte. Da aber nach dem Willen der Reichstheaterkammer die Aufführung solcher Werke der hochdeutschen Bühne vorbehalten bleiben sollte, studierte Studienrat Petersen als zweites Stück ein plattdeutsches ein „Wenn de Hahn kreiht” von August Hinrichs. Damit war, zunächst unbewusst, der Grundstein gelegt für die Niederdeutsche Bühne. Für die Rolle des Gemeindevorstehers Jan Kravenborg wurde Jörn Brammer gewonnen, der dann am 18. Juni 1934 (siehe Bild 1) die Niederdeutsche Bühne Rendsburg ins leben gerufen hat, lange Jahre die Bühne geleitet hat und später als Präsident des Niederdeutschen Bühnenbundes starken Anteil an der Weiterentwicklung der Niederdeutschen Bühnen überhaupt gehabt hat. Am 10. Dezember 1933 krähte der „Hahn” zum ersten Mal (siehe Bild 2).
3 Jahre hat die Bühne gebraucht, bis am 02.02.36 die 100. Aufführung erreicht war ("Stratenmusik" von Schurek), am 25.04.37 folgte schon die 200. ("Swienskomödie" von Aug. Hinrichs), am 21.01.38 die 300, ("Spektakel in Kleihörn" von Bunie), am 20.11.38 die 400. ("Familienansluß" von Bunie). Seit August 1937 war als dann der Bühnenleiter Jörn Brammer als Spielleiter entlastet durch den Eintritt von Rudolf Kroll, der zu seinem Beruf eine theaterwissenschaftliche Vorbildung mitbrachte. Die schnelle Ausbreitung des Spielbetriebes in den folgenden Jahren riss alle Kräfte in ihren Bann. Nach 10 Jahren Bestand, am 4. Dezember 1943, krähte der „Hahn“ wieder bei der 1000. Aufführung der Bühne, zugleich wieder unter Mitwirkung von Jörn Brammer als Jan Krayenborg.
Inzwischen war der Krieg bis zum Höhepunkt entbrannt; die Reihe der Spieler und Helfer stark gelichtet. Trotz erhöhter Anspannung auf dem Arbeitsplatz setzte die Bühne bis 1944 ihre Spieltätigkeit fort. Unter Hintanstellung der eigenen Person führten Leitung und Spieler neben ihrem Hauptberuf die notwendigen Bühnenproben und bis zu fünf Aufführungen in der Woche durch, um den Menschen das bittere Kriegslos erträglicher zu machen und mit dem Humor die Tragik überwinden zu helfen. Aber war und ist es nicht gerade diese ideelle Einstellung gewesen, die den Wert und Bestand dieser Bühnengemeinschaft bestimmt?
Im Herbst 1946 nahm die Bühne ihre Spieltätigkeit wieder auf, allerdings mit anderem Vorzeichen. Die Militärregierung stellte uns unter Zensur. Jede Aufführung musste durch sie genehmigt werden. Schlechte Verkehrsverhältnisse zwangen uns zu Genehmigungsfahrten auf dem Lastkraftwagen, wobei man vielfach Wind und Wetter ausgesetzt war. Wir dürfen uns an dieser Stelle noch bei denjenigen Mitgliedern und guten Freunden der Bühne danken, die helfend im Verborgenen wirkten. Ihre Bereitschaft rundet das Gesamtbild ab. Alle führten ihr stilles Heldentum nicht im Rampenlicht aus. Sie standen schlicht und bescheiden im Hintergrund und freuten sich mit an jedem Erfolg, der auch der ihrige war.
Die Nachkriegszeit brachte der Bühne einen guten Aufschwung. Die Alten sind wieder dabei, neue Spieler haben sich hinzugesellt. Sie alle sind mit Lust und Liebe bei der Sache, und sie alle verbindet ein Band treuer Kameradschaft. - Allerdings mussten wir noch ein ganzes Jahr in unsere alte Holzkajüte auf dem Lastwagen steigen und manches Magenknurren hinnehmen, obgleich es nicht zur Geräuschkulisse des Stückes gehörte. Jo, und diese Verbundenheit ist es, die uns immer wieder anspornt und zu ernster und gewissenhafter Arbeit verpflichtet. Sie sollte unsern Freunden zeigen, dass die Wesensart des Niederdeutschen nicht das Lustspiel und die Komödie, sondern die Tiefe der behandelten Idee ausmacht.
von | bis | Bühnenleitung | Jubiäum |
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2015 | Sylvia Sauer | Borgstedt | |
2009 | 2010 | Wolfgang Wulff | 75 |
1992 | 2000 | Heinz Johnsen | 60 |
1973 | 1991 | Gerd Stange | 40 + 50 |
1967 | 1973 | Peter Maas | 35 |
1963 | 1967 | Max Zey | 30 |
1951 | 1967 | Walter Wiborg | 25 + 30 |
1934 | 1951 | Jörn Brammer | Gründung + 10 |
Sitzungsprotokoll 1934 und Handzettel vom 1. Stück "Wenn de Hahn kreit"
Zeitungsartikel zum 200. Spielabend der nbr aus der Landeszeitung
Handzettel zum 10. Jubiläum vom Stück "Wenn de Hahn kreit"
Flyer zum 30. Jubiläum vom Stück "Ünner een Dakk"
Zeitungsartikel 1. und 2. zum 35. Jubiläum von Stück "Dat Pfeilchen vun St. Pauli"